Gestern und heute ging es dann gleich weitern in Sachen
Wahlkampferfahrungen: Als wir gestern kurz in Soroti, einer kleinen Stadt im
Herzen Ugandas, Stopp machten, fanden wir die ganze Stadt in die gelben Farben der
NRM gehüllt. Die Stadt machte einen aufgeregten Eindruck und jede/r Dritte lief
mit einem T-Shirt der Partei durch die Gegend. Auf Nachfragen hin erfuhr ich,
dass sich Museveni selbst in der Stadt für den Nachmittag angekündigt hat. Und
siehe da, als wir unsere Besorgungen gemacht hatten und aus der Stadt fuhren,
wurden wir Zeuge einer Militärparade, wie ich sie am Abend zuvor im Fernsehen
gesehen hatte. Auf einem großen Platz waren einige Hundert Soldaten angetreten
und salutierten gerade, als wir vorbeifuhren. Der Präsident muss auch da
irgendwo herumgelungert haben. Fotos haben wir besser nicht gemacht. Ich hatte
keine Lust auf Diskussionen oder sogar Ärger mit den Soldaten, die zur
Sicherung der Veranstaltung abgestellt waren. Und da wir für einige Sekunden
mit unserem Konvoi der Parade die Show stahlen, hätten wir wohl auch nicht
unbemerkt Fotos machen können.
Auf dem Weg in den Murchison Falls Nationalpark mussten wir
noch einen Stopp in einer Stadt namens Lira machen. Hier sahen wir dann auch
Demonstrationszüge von Anhängern anderer Bewerber auf das Präsidentenamt. Für mich ist es neu, in einer Autokratie zu sein, kurz bevor Wahlen abgehalten werden. Mich wundert es schon, wie rei und unbehelligt die verschiedensten Gruppierungen häufig am Tag durch die Straßen ziehen und auf Wähler/innenfang gehen. Meist lassen sie sich hier auch durch Autos mit aufmontierten Lautsprechern unterstützen.
In
Lira angekommen wussten wir nicht ganz, wo wir kampieren sollen. Zunächst
fuhren wir zum teuersten Hotel in der Stadt, um Informationen über den
Nationalpark einzuholen. Dort wusste mal wieder niemand etwas über den Park –
warum auch… Dafür erlaubte man uns jedoch kostenfrei auf dem Hotelparkplatz zu campen.
So stellte ich mein Dachzelt also dort auf, zu der Verwunderung der Hotelgäste,
die wohl allesamt sehr betucht sein dürften. Neben einigen anderen Fahrzeugen
erkannte ich unter den Hotelgästen Mitglieder der Armee und der EU-Beobachtermission
für die Wahlen. Am nächsten Morgen kletterte ich, noch in Boxershorts und mit
verwuschelten Haaren, aus meinem Dachzelt, als ein Mann auf mich zukam und mich
nach meiner Reise fragte. Hätte ich schon zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass ich
mit Chris, dem ehemaligen Minister für Sicherheit (!!!) spreche, ich hätte mir schneller meine
Hose angezogen. Jedenfalls plauderten wir eine Weile und es stellte sich
heraus, dass Chris für den Präsidenten auf Wahlkampftour ist. Er fragte mich
nach meinen weiteren Plänen in Uganda und rief schnell seinen Neffen dazu, der
im Tourismusgeschäft ist und sich für mich telefonisch nach Tickets fürs
Gorilla-Tracking erkundigte. Nun habe ich also den Präsidenten und seinen ehemaligen
Minister für Sicherheit getroffen. Mal sehen, wen ich noch so alles treffe…