Sonntag, 20. Februar 2011

Knuffie von Papagorilla

Uganda ist neben einigen anderen Dingen, gemeinsam mit Ruanda und der „Demokratischen“ Republik Kongo, unter anderem für das Gorilla-Tracking (Gorilla-Angucken) bekannt. Weltweit gibt es wohl nur noch 710 Berggorillas, die allesamt in dem Länderdreieck leben sollen. Sie gehören zu einer bedrohten Affenart und werden daher von verschiedenen Seiten zu schützen versucht. Täglich darf jede Gruppe Gorialls (die meisten leben in Familien) nur für eine Stunde und nur von acht Touristen besucht werden. Alles andere würde sie zu sehr unter Stress setzen, so wurde uns gesagt. Nun ja, das Ticket, um die seltenen Kreaturen life zu sehen, sollte auch 500 US$ kosten. Dank meiner Familie, die mir zugesagt hat, mir etwas davon zu meinem Geburtstag dazuzuschießen, konnte ich mich nach längerem Überlegen auch dafür entscheiden. Und es hat sich gelohnt!!!



Es war so unbeschreiblich, dass ich wirklich Probleme habe, hier wiederzugeben, was ich erlebt habe (Vielleicht liegt das aber auch an meiner mangelnden Schreibtüchtigkeit…). Wir sind sehr nahe an die Gorillas herangekommen und haben hautnah erlebt, wie sie leben und sich verhalten. Nicht wie im Zoo, mit künstlich hergerichteter Vegetation und hinter Gitterstäben. Sondern Face to Face im Regenwald. Zwar nicht inmitten des Regenwalds, wir mussten nur wenige Minuten laufen, weil sich die Gorillagruppe, die ich besuchen ging, durch Zufall sprichwörtlich um die Ecke des Parkeingangs aufhielt. Die Ranger liefen sogar einen Umweg mit uns, damit uns der Weg nicht zu kurz vorkommt. Immerhin hatten wir alle Wanderstiefel an und noch dazu 500 Dollar gezahlt. Die Frage ob wir denn auch alle mindestens zwei Liter Wasser bei uns haben, erscheint im Nachhinein etwas lächerlich… Wir „fanden“ (eigentlich wurden sie für uns gefunden) die neunzehnköpfige Gorillafamilie dann direkt neben einer Lodge, wenige hundert Meter vom Eingang des Parks.



Zunächst sahen wir nur, wie sich ein Haufen dickes, hohes Gras vor uns bewegte und wir hörten, dass sie in unmittelbarer Nähe sein mussten. Dann lief uns der erste über den Weg – nein, die erste. Sie beachtete uns gar nicht und war eher mit der Suche nach Futter beschäftigt. Nun sahen wir einige junge Gorillas (zwischen einem und drei Jahren) in den Bäumen sitzen, die sich dort verköstigten. Schon jetzt bekamen wir die Gelegenheit, gute Fotos zu machen und die Gorillas aus nächster Nähe zu sehen. Die vorher so oft gepredigten sieben Meter Abstand, aus Sicherheit und weil die Gorillas sich im Falle eines kranken Menschen anstecken könnten (sie sind wohl sehr empfindlich), schienen vergessen. Die zwei Ranger erklärten in Ruhe mehr über die Tiere und hielten uns nur immer dazu an, keine hektischen Bewegungen zu machen. Auch als die erste Gorilladame etwas näher vor uns den Trampelpfad überquerte, sollten wir stehen bleiben und nicht zurückweichen. Dann erspähte die Rangerin den Chef von Ganze, den einzigen Silverback der Familie. Dieser Gorilla, der Silverback, ist der älteste in der Familie, führt sie an und ist daran zu erkennen, dass er zunächst einmal riesig ist und außerdem einen silbernen Rücken hat (man könnte auch sagen, er hat schon graues Haar). Jedenfalls erklärte sie uns, dass es selten ist, dass man ihn sieht und dass er sich in der Regel schnell zurückzieht, wenn Menschen in der Nähe sind. Keine Ahnung, ob sie das allen Besucher/innen erzählt… Wir bekamen zunächst einen Blick vom Silverback aus einer sicheren Entfernung von ca. sieben Metern. Dann bewegte er sich woanders hin und ein paar sehr Junge Gorillas scharten sich um ihn. Wir sollten näher treten, bedeuteten uns die beiden Ranger. Gesagt, getan. Beim Nähertreten bemerkten wir den zweiten Chef der Familie. Dieser Gorilla ist noch nicht alt genug, um einen silbernen Rücken zu haben. Bald wanderte die Nummer Zwei der Gorillafamilie etwas den Hang hoch. Nun ging ein Spiel um Rivalität los. Die beiden Chefs riefen die Familienmitglieder zu sich: Der eine von hier, der andere von dort. Wir standen dem Silverback etwas näher als dem jüngeren Familienchef. Jetzt kam ein Gorillababy, gerade mal eineinhalb Jahre alt, von der Gruppe aus auf mich zu und lief lediglich einen Fußbreit an mir vorbei. Wir guckten uns beide etwas verunsichert an und ich hielt meine Kamera gut fest (Sorry, ein negatives Vorurteil gegenüber Affen…), als der kleine Kerl an mir vorbeihuschte. Da war ich schon ganz aus dem Häuschen. Nach einer Weile, kaum ein Gorilla hatte auf die Rufe des Familienoberhaupts reagiert, richtete sich der achtundzwanzigjährige Silverback, der bis dahin mit dem Rücken zu uns saß und gegessen hatte, in unsere Richtung und stellte seine ca. 200Kg auf den Vorderbeinen ab. Ich stand ihm direkt gegenüber. Zunächst machte er nichts mehr und guckte in der Gegend herum. Wir entspannten uns, ermutigt durch die Ranger und alle machten Fotos mit dem Silverback im Hintergrund. Wenig später beschloss der Chefgorilla dann aber doch, sich in Bewegung zu setzen. Er kam auf mich zu, um genau zu sein steuerte er auf meine rechte Seite zu. Nun wurde ich etwas nervös, muss ich gestehen. Doch wie auch dem hier hochgeladenen Video zu entnehmen ist, mahnte mich der Ranger dazu, einfach stehen zu bleiben. Genau das tat ich. Naja, zumindest so lange, bis mich der Gorilla mit seiner Faust wegschubste… Kurz bevor er neben mir war, beschleunigte er und verpasste mir dann einen Knuffie auf den Oberschenkel. Etwas erstaunt über das alles stolperte ich zur Seite. Der Gorilla war an mir vorbeigelaufen und ich muss irgendwie im Weg gestanden haben. Wir waren allerdings alle ein wenig erschrocken und beunruhigt über diesen Kontakt. Ich hatte auch das Gefühl, der Silverback hätte beim Näherkommen grimmiger und gefährlicher geguckt, als zuvor. Im Gegensatz zu uns jedoch waren die Ranger, die übrigens lediglich mit einer Machete und einem Funkgerät bewaffnet waren, wenig überrascht. Ich solle das nicht persönlich nehmen, der Silverback sei nur sauer, dass die Familienmitglieder nicht auf ihn gehört haben und überhaupt, er mache sich nur einen Spaß. Naja, wie auch immer. Ich war ganz froh darüber, dass er an diesem Tag höchstens noch mit anderen Affen Spaß gemacht hat…



Der krönende Abschluss war dann, als sich ein Babygorilla in unserer nächsten Nähe auf seinen Hintern setzte und zuerst auf der Brust rumtrommelte, bevor er dann vergnügt in die Hände klatschte. Dann war die Zeit vorbei, die Stunde bei Familie Gorilla (um genau zu sein Familie Rushegura) war vorüber und wenn auch der physische Abstand zu den Tieren nicht genau eingehalten wird, die festgelegte Zeit lassen die Ranger nicht überschreiten. 



Auch wenn es komisch klingen mag, aber die 500 Dollar für die Stunde Affengucken haben sich wirklich gelohnt und ich denke der Lonley Planet hat recht, wenn er schreibt: „Coming face to face with mountain gorillas is one of life´s great experiences.“ 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen