Sonntag, 6. Februar 2011

Allein und dafür den Locals näher


Die ersten beiden Tage allein im Auto waren spannend, interessant und abwechslungsreich. Insgesamt bin ich eine Menge gefahren, um in zwei Tagen von Nairobi aus zur ugandischen Seite des Mount Elgon zu gelangen. Die ersten Kilometer nach Nairobi waren für mich eher weniger spannend, bis nach Nakuru kenne ich die Gegend von vor zwei Jahren noch ganz gut. Von dort aus gab es dann wieder neues zu sehen. Zum Beispiel war mir gar nicht bewusst, dass ich wieder den Äquator überqueren würde, diesmal in anderer Richtung. Als ich ein Foto machen wollte, standen prompt eine Reihe Kenianerinnen neben mir, die ein Geschäft witterten. Für kurze Zeit konnte ich sie davon abhalten, mir ihre Waren zu offerieren, als ich nach dem Polo-Shirt der einen Verkäuferin fragte. Sie sagte, sie hätte es auf einem Markt in der Nähe gekauft. Ich erkannte die Stickerei des italienischen Opti-Nationalsegelteams darauf und zeigte auf die Rückseite meines T-Shirts, wo ein ähnliches Zeichen des berliner Opti-Teams abgedruckt ist. Kleiderspenden machen´s möglich…



Einige Stunden später fuhr ich durch ein kleines Dorf, wo ich einen Sportplatz entdeckte, auf dem einige Jungen Hockey spielten. Da ich diesem Sport ja nun auch mal nachgegangen bin, stieg ich aus, um kurz zuzugucken. Nach wenigen Minuten hatte einer der gebrochen deutschsprechenden Jungen aus dem hiesigen Internat mir einen Schläger in die Hand gedrückt und mich aufgefordert, mitzuspielen. Ich musste feststellen, dass über zehn Jahre ohne Übung doch ganz schön einrosten lassen. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass wir eher auf einem Acker in den Bergen (neben den zwei Toren standen auch zwei Kühe auf dem Spielfeld) als auf einem frisch gesprengten dahlemer Kunstrasenplatz spielten und der Ball dementsprechend unkoordiniert flog. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich versuchte, in Flip Flops dem Geschehen hinter herzueilen. Es kann aber auch daran gelegen haben, dass sie alle technisch als auch konditionell etwas besser drauf waren (wir spielten auf 1.800m) als ich. Obwohl ich ein absoluter Schwachpunkt in meinem Team war, ging fast jeder Spielzug, über meine Seite. Sie versuchten, den Muzungu so gut wie möglich einzubinden. Ich hingegen war ziemlich alle, als der Schlusspfiff erklang und mein Team eine haushohe Niederlage kassiert hatte. Nach dem Spiel begleiteten mich die gefühlten fünfhundert Schüler noch zu ihrem Internat, wo ich meine Wasserkanister auffüllte, bevor wir uns einen Schlafplatz suchten.



Am nächsten Morgen brachen wir Richtung Uganda auf, wir hatten wie sich herausstellen sollte, noch einen guten Weg bis zum Mount Elgon auf ugandischer Seite vor uns. Am zweiten Tag allein im Auto nahm ich gleich morgens eine ältere Frau mit, die mit ihrem Wasserkanister in die vierzig Minuten entfernte Stadt wollte. Im Gegenzug zum Mitnehmen erklärte sie mir immer genau, wo wir gerade sind und wartete geduldig, wenn ich ein Foto von der sehr beeindruckenden Berglandschaft im Westen Kenias machte. Einige Stunden später fragte ich einen Mann mit seinem kleinen Sohn nach dem Weg Richtung Grenze, als ich ein zweites Mal nach meinem Beifahrersitz gefragt wurde. Diese beiden Passagiere waren auf dem Weg in die nächste größere Stadt, weil der Kleine seinen Gips am Arm heute wieder loswerden sollte, den er die letzten sechs Wochen tragen musste. 



Bisher hat mich das Auto ohne Murren durch die teilweise schwierige Strecke gebracht. Wie ich mir fest vorgenommen habe, prüfe ich auch jeden Morgen (fast wie beim Segeln), ob noch alles in Ordnung ist und so läuft, wie es soll. Vielleicht verstehe ich ja nach der Reise mehr von Autos als nur, wie man ihnen die Reifen wechselt.