Uganda ist neben einigen anderen Dingen, gemeinsam mit
Ruanda und der „Demokratischen“ Republik Kongo, unter anderem für das
Gorilla-Tracking (Gorilla-Angucken) bekannt. Weltweit gibt es wohl nur noch 710
Berggorillas, die allesamt in dem Länderdreieck leben sollen. Sie gehören zu
einer bedrohten Affenart und werden daher von verschiedenen Seiten zu schützen versucht.
Täglich darf jede Gruppe Gorialls (die meisten leben in Familien) nur für eine
Stunde und nur von acht Touristen besucht werden. Alles andere würde sie zu
sehr unter Stress setzen, so wurde uns gesagt. Nun ja, das Ticket, um die
seltenen Kreaturen life zu sehen, sollte auch 500 US$ kosten. Dank meiner
Familie, die mir zugesagt hat, mir etwas davon zu meinem Geburtstag
dazuzuschießen, konnte ich mich nach längerem Überlegen auch dafür entscheiden.
Und es hat sich gelohnt!!!
Es war so unbeschreiblich, dass ich wirklich Probleme habe,
hier wiederzugeben, was ich erlebt habe (Vielleicht liegt das aber auch an
meiner mangelnden Schreibtüchtigkeit…). Wir sind sehr nahe an die Gorillas
herangekommen und haben hautnah erlebt, wie sie leben und sich verhalten. Nicht
wie im Zoo, mit künstlich hergerichteter Vegetation und hinter Gitterstäben.
Sondern Face to Face im Regenwald. Zwar nicht inmitten des Regenwalds, wir
mussten nur wenige Minuten laufen, weil sich die Gorillagruppe, die ich
besuchen ging, durch Zufall sprichwörtlich um die Ecke des Parkeingangs
aufhielt. Die Ranger liefen sogar einen Umweg mit uns, damit uns der Weg nicht
zu kurz vorkommt. Immerhin hatten wir alle Wanderstiefel an und noch dazu 500
Dollar gezahlt. Die Frage ob wir denn auch alle mindestens zwei Liter Wasser
bei uns haben, erscheint im Nachhinein etwas lächerlich… Wir „fanden“ (eigentlich
wurden sie für uns gefunden) die neunzehnköpfige Gorillafamilie dann direkt
neben einer Lodge, wenige hundert Meter vom Eingang des Parks.
Zunächst sahen wir nur, wie sich ein Haufen dickes, hohes
Gras vor uns bewegte und wir hörten, dass sie in unmittelbarer Nähe sein
mussten. Dann lief uns der erste über den Weg – nein, die erste. Sie beachtete
uns gar nicht und war eher mit der Suche nach Futter beschäftigt. Nun sahen wir
einige junge Gorillas (zwischen einem und drei Jahren) in den Bäumen sitzen,
die sich dort verköstigten. Schon jetzt bekamen wir die Gelegenheit, gute Fotos
zu machen und die Gorillas aus nächster Nähe zu sehen. Die vorher so oft
gepredigten sieben Meter Abstand, aus Sicherheit und weil die Gorillas sich im
Falle eines kranken Menschen anstecken könnten (sie sind wohl sehr empfindlich),
schienen vergessen. Die zwei Ranger erklärten in Ruhe mehr über die Tiere und
hielten uns nur immer dazu an, keine hektischen Bewegungen zu machen. Auch als
die erste Gorilladame etwas näher vor uns den Trampelpfad überquerte, sollten
wir stehen bleiben und nicht zurückweichen. Dann erspähte die Rangerin den Chef
von Ganze, den einzigen Silverback der Familie. Dieser Gorilla, der Silverback,
ist der älteste in der Familie, führt sie an und ist daran zu erkennen, dass er
zunächst einmal riesig ist und außerdem einen silbernen Rücken hat (man könnte
auch sagen, er hat schon graues Haar). Jedenfalls erklärte sie uns, dass es
selten ist, dass man ihn sieht und dass er sich in der Regel schnell
zurückzieht, wenn Menschen in der Nähe sind. Keine Ahnung, ob sie das allen
Besucher/innen erzählt… Wir bekamen zunächst einen Blick vom Silverback aus
einer sicheren Entfernung von ca. sieben Metern. Dann bewegte er sich woanders
hin und ein paar sehr Junge Gorillas scharten sich um ihn. Wir sollten näher
treten, bedeuteten uns die beiden Ranger. Gesagt, getan. Beim Nähertreten
bemerkten wir den zweiten Chef der Familie. Dieser Gorilla ist noch nicht alt
genug, um einen silbernen Rücken zu haben. Bald wanderte die Nummer Zwei der
Gorillafamilie etwas den Hang hoch. Nun ging ein Spiel um Rivalität los. Die
beiden Chefs riefen die Familienmitglieder zu sich: Der eine von hier, der
andere von dort. Wir standen dem Silverback etwas näher als dem jüngeren
Familienchef. Jetzt kam ein Gorillababy, gerade mal eineinhalb Jahre alt, von
der Gruppe aus auf mich zu und lief lediglich einen Fußbreit an mir vorbei. Wir
guckten uns beide etwas verunsichert an und ich hielt meine Kamera gut fest
(Sorry, ein negatives Vorurteil gegenüber Affen…), als der kleine Kerl an mir
vorbeihuschte. Da war ich schon ganz aus dem Häuschen. Nach einer Weile, kaum
ein Gorilla hatte auf die Rufe des Familienoberhaupts reagiert, richtete sich
der achtundzwanzigjährige Silverback, der bis dahin mit dem Rücken zu uns saß
und gegessen hatte, in unsere Richtung und stellte seine ca. 200Kg auf den
Vorderbeinen ab. Ich stand ihm direkt gegenüber. Zunächst machte er nichts mehr
und guckte in der Gegend herum. Wir entspannten uns, ermutigt durch die Ranger
und alle machten Fotos mit dem Silverback im Hintergrund. Wenig später beschloss
der Chefgorilla dann aber doch, sich in Bewegung zu setzen. Er kam auf mich zu,
um genau zu sein steuerte er auf meine rechte Seite zu. Nun wurde ich etwas
nervös, muss ich gestehen. Doch wie auch dem hier hochgeladenen Video zu
entnehmen ist, mahnte mich der Ranger dazu, einfach stehen zu bleiben. Genau das
tat ich. Naja, zumindest so lange, bis mich der Gorilla mit seiner Faust
wegschubste… Kurz bevor er neben mir war, beschleunigte er und verpasste mir dann
einen Knuffie auf den Oberschenkel. Etwas erstaunt über das alles stolperte ich
zur Seite. Der Gorilla war an mir vorbeigelaufen und ich muss irgendwie im Weg
gestanden haben. Wir waren allerdings alle ein wenig erschrocken und beunruhigt
über diesen Kontakt. Ich hatte auch das Gefühl, der Silverback hätte beim
Näherkommen grimmiger und gefährlicher geguckt, als zuvor. Im Gegensatz zu uns jedoch
waren die Ranger, die übrigens lediglich mit einer Machete und einem Funkgerät
bewaffnet waren, wenig überrascht. Ich solle das nicht persönlich nehmen, der
Silverback sei nur sauer, dass die Familienmitglieder nicht auf ihn gehört
haben und überhaupt, er mache sich nur einen Spaß. Naja, wie auch immer. Ich
war ganz froh darüber, dass er an diesem Tag höchstens noch mit anderen Affen
Spaß gemacht hat…
Der krönende Abschluss war dann, als sich ein Babygorilla in
unserer nächsten Nähe auf seinen Hintern setzte und zuerst auf der Brust
rumtrommelte, bevor er dann vergnügt in die Hände klatschte. Dann war die Zeit
vorbei, die Stunde bei Familie Gorilla (um genau zu sein Familie Rushegura) war
vorüber und wenn auch der physische Abstand zu den Tieren nicht genau
eingehalten wird, die festgelegte Zeit lassen die Ranger nicht überschreiten.
Auch wenn es komisch klingen mag, aber die 500 Dollar für
die Stunde Affengucken haben sich wirklich gelohnt und ich denke der Lonley
Planet hat recht, wenn er schreibt: „Coming face to face with mountain gorillas
is one of life´s great experiences.“