Mittwoch, 30. März 2011

Willkommen im Herzen des Rassismus???


Bei Abfahrt aus Bulawayo war ich noch guter Dinge. Ein schöner Morgen, mit strahlendem Sonnenschein. Das sollte sich bald ändern. Nicht das Wetter, aber mein Gemütszustand. Die Polizisten an diesem Tag gaben sich alle Mühe, das zu erreichen. Noch in Simbabwe versuchten sie mir unzählige Male irgendetwas Fadenscheiniges anzuhängen, um mich auszunehmen. Mal war es etwas an meinem Reifen, mal ein Schild, das ich übersehen hätte, obwohl es gar nicht da ist. Jedes Mal also diskutieren und gute Miene zum bösen Spiel zeigen, um dann jedes Mal weiterfahren zu dürfen. Denn zur Polizeistation fahren und mit dem jeweiligen Boss reden, darauf hatte keiner von ihnen Lust. Ich hatte allmählich genug von Simbabwe und seinen Polizisten und wollte nach Südafrika.

Wie mir schon berichtet wurde, war der Grenzübergang an der Breitbridge etwas nervig. Alle unfreundlich, keiner kompetent und das auf beiden Seiten der Grenze. Dafür ging es schneller als von vielen Reisenden angekündigt. Kurz nachdem ich die Grenze zu Südafrika überquert hatte, las ich zwei Hitchhiker auf: Ein weißes Pärchen aus Jo-Burg, das auf der Heimreise war. Zwei etwas unangenehme, wenn auch völlig harmlose Gestalten, wie ich bald feststellte. Ich machte gleich klar, dass, wenn wir angehalten werden, weil ich nur einen Sitz habe, sie zahlen müssten. Sie nickten nur. Wenige Kilometer später hielt uns ein Polizist an, der mir erklärte, ich dürfe so nicht fahren. Ich wandte mich an die beiden Mitfahrer und sagte ihnen, dass das nun ihr Problem sei. So leicht war es aber nicht, denn der Bulle wollte umgerechnet mehr als 150€ haben und die beiden hatten exakt gar nichts. Als Alternative stellte der Bulle mir eine Nacht Knast in Aussicht. Na toll. Ich konnte mir zwar schon denken, dass es nicht so weit kommt, aber angenehm ist es trotzdem nicht. Meine Ankunft im wunderschönen Land Südafrika, dem letzten auf der Reise, hatte ich mir anders vorgestellt.

Der weiße Südafrikaner redete einige Male vergebens auf den Bullen ein, so dass ich es dann mal versuchte. Immerhin hatte es am selben Tag schon so einige Male geklappt. Ich erklärte ihm, dass ich den beiden einen Gefallen tun wollte und nichts Böses vorhatte und dass er uns doch nun insofern einen Gefallen tun könnte, als dass er das Ticket auf meinen Mitfahrer ausstellt, der es dann später begleicht (ich kann es als Ausländer naturgemäß nur sofort bezahlen). Der Bulle schaltete aber auf stur und blieb arrogant und herablassend. Dann setzte er noch einen drauf und meinte, ich wolle ihn belehren und würde das nur machen, weil ich weiß und er schwarz sei. Er fing an laut zu werden und faselte ununterbrochen etwas von Rassismus und dass ich ja ohnehin sehr jung sei. Wenn er wollte, könnte er mich für eine Woche einsperren. Mir solle klar werden, dass er die Macht und das Recht dazu hätte, über mich zu verfügen. Im Endeffekt musste ich mich entschuldigen und mir noch mehrere aneinandergereihte Monologe seiner kranken Ideologie anhören. Irgendwann, als er langsam nach Hause wollte, bot er dann an, natürlich durch die Blume, sich bestechen zu lassen. Ich gab ihm, wie der weiße Südafrikaner mir empfahl, umgerechnet 16€, wünschte ihm in Gedanken die Cholera an den Hals und dann konnte es endlich weitergehen.

Die Krönung kam, als ich die beiden Mitfahrer absetzte. Ihr Freund sollte eigentlich die Schulden begleichen, doch der hatte auch kaum etwas. Zunächst wollte mir dieser etwas unfreundliche Zeitgenosse sogar noch erklären, dass der Bulle uns wegen etwas ganz anderem angehalten hätte. Mein Auto sei auf den Straßen Südafrikas nicht zugelassen, ich solle also froh sein, dass ich nicht in den Knast gewandert bin und überhaupt seien die Beiden gar nicht schuld. Diesen Zahn zog ich ihm schnell. Dass ich seinen Freunden helfen wollte, dafür diskriminiert wurde und blechen musste, konnte auch er bald nicht mehr leugnen. Aber genauso schnell wurde mir bewusst, dass ich an eine Gruppe Pleitegeier geraten war. Denn im Anschluss an diesen Vortrag kam die „Ich bin so arm Nummer“, in der er mir sein letztes Geld anbot. Umgerechnet zwei Euro davon nahm ich auch, bevor ich mich wieder auf den Weg machte. Auf die Frage hin, ob es hier eine günstige Campingmöglichkeit gebe, schlug er mir eine Campsite für 10€ vor. Ich erwähnte, dass im Reiseführer eine für 6€ sei. Das stimmt, die sei aber nur für Schwarze. Aha. Hoffentlich geht das nicht so weiter. Und wenn, dann sollen die Südafrikaner/innen ihren Rassismus unter sich ausmachen und mich da raus lassen!

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