Bei Abfahrt aus Bulawayo war ich noch guter Dinge. Ein
schöner Morgen, mit strahlendem Sonnenschein. Das sollte sich bald ändern.
Nicht das Wetter, aber mein Gemütszustand. Die Polizisten an diesem Tag gaben
sich alle Mühe, das zu erreichen. Noch in Simbabwe versuchten sie mir unzählige
Male irgendetwas Fadenscheiniges anzuhängen, um mich auszunehmen. Mal war es
etwas an meinem Reifen, mal ein Schild, das ich übersehen hätte, obwohl es gar
nicht da ist. Jedes Mal also diskutieren und gute Miene zum bösen Spiel zeigen,
um dann jedes Mal weiterfahren zu dürfen. Denn zur Polizeistation fahren und
mit dem jeweiligen Boss reden, darauf hatte keiner von ihnen Lust. Ich hatte
allmählich genug von Simbabwe und seinen Polizisten und wollte nach Südafrika.
Wie mir schon berichtet wurde, war der Grenzübergang an der
Breitbridge etwas nervig. Alle unfreundlich, keiner kompetent und das auf
beiden Seiten der Grenze. Dafür ging es schneller als von vielen Reisenden angekündigt.
Kurz nachdem ich die Grenze zu Südafrika überquert hatte, las ich zwei
Hitchhiker auf: Ein weißes Pärchen aus Jo-Burg, das auf der Heimreise war. Zwei
etwas unangenehme, wenn auch völlig harmlose Gestalten, wie ich bald
feststellte. Ich machte gleich klar, dass, wenn wir angehalten werden, weil ich
nur einen Sitz habe, sie zahlen müssten. Sie nickten nur. Wenige Kilometer
später hielt uns ein Polizist an, der mir erklärte, ich dürfe so nicht fahren.
Ich wandte mich an die beiden Mitfahrer und sagte ihnen, dass das nun ihr
Problem sei. So leicht war es aber nicht, denn der Bulle wollte umgerechnet
mehr als 150€ haben und die beiden hatten exakt gar nichts. Als Alternative
stellte der Bulle mir eine Nacht Knast in Aussicht. Na toll. Ich konnte mir zwar
schon denken, dass es nicht so weit kommt, aber angenehm ist es trotzdem nicht.
Meine Ankunft im wunderschönen Land Südafrika, dem letzten auf der Reise, hatte
ich mir anders vorgestellt.
Der weiße Südafrikaner redete einige Male vergebens auf den
Bullen ein, so dass ich es dann mal versuchte. Immerhin hatte es am selben Tag
schon so einige Male geklappt. Ich erklärte ihm, dass ich den beiden einen
Gefallen tun wollte und nichts Böses vorhatte und dass er uns doch nun insofern
einen Gefallen tun könnte, als dass er das Ticket auf meinen Mitfahrer
ausstellt, der es dann später begleicht (ich kann es als Ausländer naturgemäß
nur sofort bezahlen). Der Bulle schaltete aber auf stur und blieb arrogant und
herablassend. Dann setzte er noch einen drauf und meinte, ich wolle ihn
belehren und würde das nur machen, weil ich weiß und er schwarz sei. Er fing an
laut zu werden und faselte ununterbrochen etwas von Rassismus und dass ich ja
ohnehin sehr jung sei. Wenn er wollte, könnte er mich für eine Woche
einsperren. Mir solle klar werden, dass er die Macht und das Recht dazu hätte,
über mich zu verfügen. Im Endeffekt musste ich mich entschuldigen und mir noch
mehrere aneinandergereihte Monologe seiner kranken Ideologie anhören. Irgendwann,
als er langsam nach Hause wollte, bot er dann an, natürlich durch die Blume,
sich bestechen zu lassen. Ich gab ihm, wie der weiße Südafrikaner mir empfahl,
umgerechnet 16€, wünschte ihm in Gedanken die Cholera an den Hals und dann
konnte es endlich weitergehen.
Die Krönung kam, als ich die beiden Mitfahrer absetzte. Ihr
Freund sollte eigentlich die Schulden begleichen, doch der hatte auch kaum
etwas. Zunächst wollte mir dieser etwas unfreundliche Zeitgenosse sogar noch
erklären, dass der Bulle uns wegen etwas ganz anderem angehalten hätte. Mein
Auto sei auf den Straßen Südafrikas nicht zugelassen, ich solle also froh sein,
dass ich nicht in den Knast gewandert bin und überhaupt seien die Beiden gar
nicht schuld. Diesen Zahn zog ich ihm schnell. Dass ich seinen Freunden helfen wollte,
dafür diskriminiert wurde und blechen musste, konnte auch er bald nicht mehr
leugnen. Aber genauso schnell wurde mir bewusst, dass ich an eine Gruppe
Pleitegeier geraten war. Denn im Anschluss an diesen Vortrag kam die „Ich bin
so arm Nummer“, in der er mir sein letztes Geld anbot. Umgerechnet zwei Euro
davon nahm ich auch, bevor ich mich wieder auf den Weg machte. Auf die Frage
hin, ob es hier eine günstige Campingmöglichkeit gebe, schlug er mir eine
Campsite für 10€ vor. Ich erwähnte, dass im Reiseführer eine für 6€ sei. Das
stimmt, die sei aber nur für Schwarze. Aha. Hoffentlich geht das nicht so
weiter. Und wenn, dann sollen die Südafrikaner/innen ihren Rassismus unter sich
ausmachen und mich da raus lassen!