Der Lonley
Planet schreibt über Nordkenia: "We
are searching for daring explorers to challenge themselves against one of the
most exciting wildernesses in Africa." Sie schreiben dann aber auch, dass
es sich wirklich lohnt, vor allem des Lake Turkanas
wegen. Wir hatten uns ja nun für die Strecke nach Kenia über den Lake Turkana
(und nicht die Standardroute über Moyale) entschieden. Zunächst, weil wir
direkt nach Uganda wollten und später, weil Henrik ja nicht wirklich mehr über
einen regulären Grenzübergang reisen konnte. Abenteuerlich ist die Route
wirklich. Wir hatten vorher vieles über die sehr eingeschränkte Verfügbarkeit
von Diesel, aber auch von Wasser und frischen Lebensmitteln und über die
schlechte Straßenlage gehört. Noch in Addis gingen die Gerüchte hin und her
über diese Strecke und die Frage, wie abgelegen, wenngleich doch schön sie denn
nun ist. Henrik und ich haben nun festgestellt, dass es ab Turmi (weit vor der Grenze Äthiopiens) bis nach Baragoi (weit hinter der Grenze Kenias) keinen Diesel gibt und dass der Einkauf
von frischem Gemüse, Brot usw. in einer etwa gleichen Spanne sehr schwer ist. Die
Strecke selbst wird erst ab einem Ort namens Loyangalani (Kenia) richtig abenteuerlich,
weil sie extrem steinig ist und man im Auto stundenlang hin und her geschüttelt
wird, während man teilweise mit 10-20Km/h dahin kriecht. Bis nach Loyangalani
ist sie schon einsam und auch steinig oder vielerorts sehr sandig. Doch wir kamen
schneller und weniger durchgeschüttelt durch. In den ersten Tagen der Reise
mussten wir ein wenig auf unsere Reserven achten, weil Wasser und Diesel eben
nur eingeschränkt verfügbar sind. Später (ab Loyangalani) kommen in
regelmäßigeren Abständen Ortschaften, die Wasser (mit Trinkwasser ist das so
eine Sache) und nachher auch Diesel haben.
Was die Schönheit der Strecke angeht… Zunächst war ich etwas
enttäuscht, weil zwar die Wüstenabschnitte und die Vulkangesteine (bis das Auge
reicht) beeindruckend sind, wirklich schön und ansehnlich ist es aber die
ersten Tage nicht.
Es ist abgelegen und nach Äthiopien, wo man nirgendwo auch
nur ein paar Sekunden ohne Menschen zu sein scheint, ist gerade das auch
angenehm. Aber hin und wieder sind auch kleine Gemeinden zu entdecken und die
Schönheit der Region lässt sich erst weiter südlich erkennen. Sobald man den
Lake Turkana, den Jadesee, erreicht hat, fängt man an zu lächeln. Wir kamen
pünktlich zum Sonnenuntergang dort an und schlugen unsere Zelte am Strand auf.
Der fünfte Tag in Kenia hatte etwas von einer
Durchhaltetour. Wir starteten am Morgen wenige Kilometer vom Lake Turkana
entfernt, um an diesem Tag noch nach Maralal zu kommen. Das ist zwar zu
schaffen, dafür muss man aber echt den ganzen Tag im Auto sitzen und bereit
sein, sich ordentlich durchschütteln zu lassen. Wir machten kurze Stopps in den
Orten South Horr und Baragoi und fuhren ansonsten den ganzen Tag durch. Es gibt
auf dieser Strecke auch schöne Abschnitte, vor allem sobald es in die Berge
geht. Aber irgendwie hatten wir mit der Zeit den Blick dafür verloren, die
Strecke verlangt einem echt etwas ab. Da machte es sich auch nicht so gut, dass
es mir durch Durchfall und starke Kopfschmerzen geschwächt nicht mehr so
blendend ging. Abends war ich froh, in Maralal und damit wohl den Tor zurück
zur Zivilisation angekommen zu sein (hier gibt es wieder Internet und ATMs).
Vor allem freute ich mich darüber, erschöpft in ein Bett fallen zu können. Unser
Fazit zu diesem Tag lautete: Wenn wir von Süden aus gekommen wären und diese
Strecke hätten fahren müssen, bevor wir die Schönheit des Sees gesehen haben,
hätten wir sehr ernsthaft daran gezweifelt, ob es der See wirklich wert ist. Am
Tag darauf, nach dem Ausschlafen, erledigten wir einiges und machten uns dann
auf den Weg Richtung Mount Kenya. Die Strecke dorthin, zumindest wurde uns sie
so empfohlen, ist nicht der direkteste Weg auf der Karte. Angeblich ist die
andere Strecke sehr schlecht. Kaum zu glauben, denn die, die wir gefahren sind
besteht aus Wellblechpiste bis der Arzt kommt. Das hat das Auto abermals
ordentlich durchgeschüttelt. Als wir dann nach einer gefühlten Ewigkeit wieder
Asphalt unter den Reifen hatten, fühlten wir uns wie auf Schienen gefahren.
Endlich ohne Holter die Polter und endlich mal die Möglichkeit, die Kilogramm
Staub aus dem Auto zu jagen, die wir eingesammelt hatten. Das ist wohl aber
eine Aufgabe, die sich das Auto noch auf Lebenszeit machen wird…