Sonntag, 27. Februar 2011

Grenzenloses Joggen???


Vor ein paar Tagen ging es dann nach Ruanda, dem kleinen, wunderschönen Land im Herzen Ostafrikas mit den Millionen Hügeln. Der Grenzübergang war kein Problem, als Deutscher brauche ich nicht mal ein Visum zahlen…

Danach ging es weiter nach Gyseniye, einem Ort im Norden des Lake Kivu. Der Kivusee ist einer der Greak Lakes. Geplant war, an den See zu fahren und dort etwas am Strand zu chillaxen. Der Regen machte uns mal wieder einen Strich durch die Rechnung, sodass ich beschoss, joggen zu gehen. Ich lief also zum See und wie es der Zufall wollte, bog ich Richtung Osten ab. Nicht mal einen Kilometer später kam ich an einem Ortseingangsschild vorbei, auf dem Border (=Grenze) stand. Ich dachte mir noch so, das ist ja ein lustiger Name für ein Ort. Weiter machte ich mir keine Gedanken. Da Ruanda sehr dicht besiedelt ist, gehen hier Ortschaften nahtlos ineinander über, fast wie im Ruhrpott.

Nun ja, der Ort hieß nicht Border, es handelte sich um die Grenze zur „Demokratischen“ Republik Kongo. Ehe ich mich versah, stand ich im Joggingoutfit in Mitten des Grenzstreifens. Auf der einen Seite der ruandische Grenzposten, auf der anderen der kongolesische und direkt vor mir ein Schlagbaum. Um mich herum wimmelte es von MONUC Soldaten (UN Mission im Ostkongo), UN-Lastwagen und Jeeps, allesamt mit vergitterten Fensterscheiben. Hier sollte ich wohl nicht weiterjoggen. Im Ostkongo zu joggen ist vielleicht auch nicht die gesündeste sportliche Betätigung.

Ich drehte also wieder um und joggte zurück in die Idylle des ruandischen Erholungsorts am See. Wenige Sekunden später war wieder nichts mehr zu merken von Unsicherheit, humanitärer Hilfe und UN-Militär. Ich lief an großen Willen am See entlang und wurde von kleinen Kindern begleitet, die total begeistert von einem weißen Jogger waren. Zum Abschluss sprang ich noch mal schnell in den See (hier gibt es auch keine Gefahren beim Baden) und machte mich auf den Heimweg.

Blick am Strand über den Lake Kivu in den Ostkongo


Am nächsten Tag hatten wir mehr Glück mit dem Wetter. Es war strahlender Sonnenschein und brütend heiß. Also kamen wir doch noch zu unserem Tag am Strand. Während wir so unter den Bäumen am Strand lagen, fielen uns immer wieder die Militär- und UN Flugzeuge auf, die in Goma, der Grenzstadt auf kongolesischer Seite, landeten und starteten. Es hatte etwas paradoxes, Strandurlaub zu machen in unmittelbarer Nähe zu einem der größten militärischen Operationen der UN weltweit.

Freitag, 25. Februar 2011

Vulcano-Tracking im Länderdreieck


Am Lake Bunyonyi hatten wir George und Jolanda wiedergetroffen, ein spanisches Pärchen, die wir schon kannten. Sie hatten mich auf die Idee gebracht, auf dem Weg nach Ruanda noch auf einen Vulkanberg zu steigen. Da mir das Vulcano-Tracking wegen der schönen Aussicht währenddessen auch schon empfohlen wurde und im Verhältnis zu anderen Bergbesteigungen schnell und günstig ist, schloss ich mich ihnen an. Am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrüh ging es also los auf den Berg Sabinyo Gorge.



Zusammen mit zwei Rangern stiegen wir los. Zunächst ging es durch grünes Dickicht, das von Bambuswäldern abgelöst wurde. Kurz nach unserem Aufbruch stieß noch ein weiterer Wanderer zu uns, der etwas spät dran war. Es war ein Franzose, der für eine Airline arbeitet, die militärisches sowie ziviles UN-Personal durch Afrika verfrachtet. Während des teilweise sehr anstrengenden Aufstiegs war es eine gute Ablenkung über seine Erfahrungen im Job und die momentane Sicherheitslage des unmittelbar neben uns liegenden Ostkongo zu plaudern. Im Zuge der Besteigung des Vulkanbergs sollten wir nämlich nicht nur einen Blick auf die drei Länder Uganda, Ruanda und Kongo bekommen, wir bewegten uns auch kurzfristig auf den Territorien der anderen beiden Länder. Der erste der drei von uns bestiegenen Gipfel markierte bereits die Grenze zu Ruanda, die wir kurzfristig überquerten. Schon hier bot sich ein wunderschöner Blick über die drei Länder. Alles sehr grün und dicht bewachsen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, der Osten der „Demokratischen“ Republik Kongo wäre ein Hort des Friedens und der Naturbelassenheit. Es war allerdings sehr wohl zu erkennen, dass der Ostkongo ein sehr schwer zugängliches Gebiet ist. Als wir dann völlig erschöpft auf dem dritten Gipfel angekommen waren, befanden wir uns direkt auf der Grenzlinie der drei Länder Uganda, Ruanda und Kongo. Auch hier bot sich eine wunderschöne und beeindruckende Aussicht. Ich hatte bei dem gesamten Aufstieg Glück, dass es nie wirklich steil wurde und sich daher meine Höhenangst nur begrenzt breit machte.

Grenze Ruanda - Uganda zwischen meinen Beinen

Der Weg zurück war dann etwas krampfig. Wir alle waren sehr erschöpft und fingen an, über spanisches Essen zu reden, um uns abzulenken. George und Jolanda versprachen – durch mich gedrängt – am Abend Tapas aus Dosen zu servieren. Das war eine neue Motivation… Nach insgesamt neun Stunden kamen wir dann wieder am Fuße des Berges an, völlig am Ende mit den Nerven. Zu unser Enttäuschung und Erniedrigung erzählte einer der Ranger uns dann, in welcher Zeit die schnellsten Touristen die Tour schon mal gemacht haben. Was er aber genau gesagt hat, behalte ich besser für mich ;)


Donnerstag, 24. Februar 2011

Gewitter am Lake Bunyonyi


Nach einigen Tagen im Auto waren wir froh, mal wieder ein paar Tage ausspannen zu können. Lake Bunyonyi ist dafür der perfekte Ort: Ein See, wie im Paradies. In den Bergen gelegen und umgeben von wunderschöner Vegetation wirkt er sehr exotisch, wie im Film. Aber es kommt noch besser. Der über 2.000m tiefe Lake Bunyonyi ist einer der wenigen afrikanischen Seen, in dem Mensch schwimmen kann. Keine Hippos, keine Krokodile, keine Bilharziose (eklige Würmer, die im Wasser leben und durch die Haut in den Körper (genau genommen die Leber) wandern, um dann ne Menge Unfug im Körper anzurichten). So suchten wir uns ein Camp, in dem wir direkt am See stehen konnten und das eine schöne Badestelle hat.


Am ersten Tag lernte ich mit einem geliehenen Einbaum gerade aus anstatt in Kreisen zu paddeln. Ich machte eine kleine Tour und fuhr mit dem kaunähnlichem Boot auf dem lokalen Markt einkaufen. Am zweiten Tag paddelte ich zur Bushara Island, wie es mir von Freunden und Kollegen so sehr ans Herz gelegt wurde. Im Gegensatz zum ersten Tag konnte mir am zweiten Tag auch Jemand sagen, wo die Insel ist (In Uganda habe ich nicht die besten Erfahrungen gemacht, wenn es darum geht Antworten auf einfache Fragen zu bekommen…). Nachdem ich losgepaddelt war, zogen sich die Wolken immer weiter zu und kurz bevor ich die Insel erreichte, begann es zu regnen. Ich fing an zu fluchen. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Ich wollte doch in der Sonne hin paddeln, mich an eine Badestelle zu anderen Urlaubern und Urlauberinnen in Shorts bzw. Bikini legen, vielleicht einen überteuerten Kuchen essen und bei schönstem Wetter wieder zurückpaddeln. Nun ja, nachdem ich mich vor dem Regen in das Restaurant auf der Insel, unter einem Strohdach gelegen, gerettet hatte, fing es allerdings erst richtig an. Ich hatte noch Glück gehabt. Über dem See brach eine Sturmflut nieder, dass ich mein eigenes Wort kaum noch verstehen konnte. Dazu kam, dass ich der einzige Urlauber auf der Insel zu sein schien. Die gute Seite: Der Kamin wurde angemacht und ich konnte mich aufwärmen, meine Sachen trocknen und ein paar sehr leckere Encheladas am Feuer genießen.



Mein Plan war, dass der Regen aufhört, bis ich zu Ende gegessen habe und ich dann im Sonnenschein wieder zurück zuckel. Auch dieser Plan ging nicht auf… Es regnete immer noch junge Hunde, sodass ich nach einem motorisierten Schlepp zurück fragte. Denn ich musste zeitig wieder auf dem Festland sein, wollten wir doch am gleichen Tag noch zur Grenze eines Nationalparks. Sie wollten umgerechnet 5€ vom mir für ein Motorboot mit Fahrer haben. Echt unverschämt, wobei das Wetter meine Verhandlungsposition nicht unbedingt verbesserte. Ich machte mich also wieder auf zu meinem Einbaum, was natürlich mittlerweile mit Wasser voll war. Ich hatte mir schon überlegt, das Boot auf die Seite zu drehen, um das Wasser abzulassen. Das  ging nicht. Und das Wasser mit meiner Wasserflasche raus zu schöpfen dauerte ungefähr so lange, wie Wasser aus den Wolken nachfloss. Also organisierte ich irgendwie eine Schöpfkelle und machte das Bötchen damit leer. Als ich in See stach, war ich bereits wieder komplett durchnässt. Zunächst war es noch etwas kalt, aber paddeln als wär der Teufel hinter einem her (ich war natürlich mittlerweile spät dran) hält warm. Außerdem hörte es natürlich auch auf zu regnen, kurz bevor ich mein Camp erreichte. Prompt als ich zurückkehrte, schien wieder die Sonne. Diese kleine Bootstour hatte ich mir zwar anders vorgestellt, aber insgesamt war sie doch ganz abenteuerlich.




Anschließend fuhren wir auf dem Weg zum Mgahinga Gorilla National Park ein ganzes Stück direkt am Ufer des Sees entlang. Erst jetzt wurde uns bewusst, wie schön es hier eigentlich wirklich ist. Die Fotos sollten für sich selbst sprechen... Ich dachte nur die ganze Zeit: Hier und jetzt auf diesem spiegelglatten See wakeboarden, das würde der ganzen Sache die Krone aufsetzen. 


Sonntag, 20. Februar 2011

Knuffie von Papagorilla

Uganda ist neben einigen anderen Dingen, gemeinsam mit Ruanda und der „Demokratischen“ Republik Kongo, unter anderem für das Gorilla-Tracking (Gorilla-Angucken) bekannt. Weltweit gibt es wohl nur noch 710 Berggorillas, die allesamt in dem Länderdreieck leben sollen. Sie gehören zu einer bedrohten Affenart und werden daher von verschiedenen Seiten zu schützen versucht. Täglich darf jede Gruppe Gorialls (die meisten leben in Familien) nur für eine Stunde und nur von acht Touristen besucht werden. Alles andere würde sie zu sehr unter Stress setzen, so wurde uns gesagt. Nun ja, das Ticket, um die seltenen Kreaturen life zu sehen, sollte auch 500 US$ kosten. Dank meiner Familie, die mir zugesagt hat, mir etwas davon zu meinem Geburtstag dazuzuschießen, konnte ich mich nach längerem Überlegen auch dafür entscheiden. Und es hat sich gelohnt!!!



Es war so unbeschreiblich, dass ich wirklich Probleme habe, hier wiederzugeben, was ich erlebt habe (Vielleicht liegt das aber auch an meiner mangelnden Schreibtüchtigkeit…). Wir sind sehr nahe an die Gorillas herangekommen und haben hautnah erlebt, wie sie leben und sich verhalten. Nicht wie im Zoo, mit künstlich hergerichteter Vegetation und hinter Gitterstäben. Sondern Face to Face im Regenwald. Zwar nicht inmitten des Regenwalds, wir mussten nur wenige Minuten laufen, weil sich die Gorillagruppe, die ich besuchen ging, durch Zufall sprichwörtlich um die Ecke des Parkeingangs aufhielt. Die Ranger liefen sogar einen Umweg mit uns, damit uns der Weg nicht zu kurz vorkommt. Immerhin hatten wir alle Wanderstiefel an und noch dazu 500 Dollar gezahlt. Die Frage ob wir denn auch alle mindestens zwei Liter Wasser bei uns haben, erscheint im Nachhinein etwas lächerlich… Wir „fanden“ (eigentlich wurden sie für uns gefunden) die neunzehnköpfige Gorillafamilie dann direkt neben einer Lodge, wenige hundert Meter vom Eingang des Parks.



Zunächst sahen wir nur, wie sich ein Haufen dickes, hohes Gras vor uns bewegte und wir hörten, dass sie in unmittelbarer Nähe sein mussten. Dann lief uns der erste über den Weg – nein, die erste. Sie beachtete uns gar nicht und war eher mit der Suche nach Futter beschäftigt. Nun sahen wir einige junge Gorillas (zwischen einem und drei Jahren) in den Bäumen sitzen, die sich dort verköstigten. Schon jetzt bekamen wir die Gelegenheit, gute Fotos zu machen und die Gorillas aus nächster Nähe zu sehen. Die vorher so oft gepredigten sieben Meter Abstand, aus Sicherheit und weil die Gorillas sich im Falle eines kranken Menschen anstecken könnten (sie sind wohl sehr empfindlich), schienen vergessen. Die zwei Ranger erklärten in Ruhe mehr über die Tiere und hielten uns nur immer dazu an, keine hektischen Bewegungen zu machen. Auch als die erste Gorilladame etwas näher vor uns den Trampelpfad überquerte, sollten wir stehen bleiben und nicht zurückweichen. Dann erspähte die Rangerin den Chef von Ganze, den einzigen Silverback der Familie. Dieser Gorilla, der Silverback, ist der älteste in der Familie, führt sie an und ist daran zu erkennen, dass er zunächst einmal riesig ist und außerdem einen silbernen Rücken hat (man könnte auch sagen, er hat schon graues Haar). Jedenfalls erklärte sie uns, dass es selten ist, dass man ihn sieht und dass er sich in der Regel schnell zurückzieht, wenn Menschen in der Nähe sind. Keine Ahnung, ob sie das allen Besucher/innen erzählt… Wir bekamen zunächst einen Blick vom Silverback aus einer sicheren Entfernung von ca. sieben Metern. Dann bewegte er sich woanders hin und ein paar sehr Junge Gorillas scharten sich um ihn. Wir sollten näher treten, bedeuteten uns die beiden Ranger. Gesagt, getan. Beim Nähertreten bemerkten wir den zweiten Chef der Familie. Dieser Gorilla ist noch nicht alt genug, um einen silbernen Rücken zu haben. Bald wanderte die Nummer Zwei der Gorillafamilie etwas den Hang hoch. Nun ging ein Spiel um Rivalität los. Die beiden Chefs riefen die Familienmitglieder zu sich: Der eine von hier, der andere von dort. Wir standen dem Silverback etwas näher als dem jüngeren Familienchef. Jetzt kam ein Gorillababy, gerade mal eineinhalb Jahre alt, von der Gruppe aus auf mich zu und lief lediglich einen Fußbreit an mir vorbei. Wir guckten uns beide etwas verunsichert an und ich hielt meine Kamera gut fest (Sorry, ein negatives Vorurteil gegenüber Affen…), als der kleine Kerl an mir vorbeihuschte. Da war ich schon ganz aus dem Häuschen. Nach einer Weile, kaum ein Gorilla hatte auf die Rufe des Familienoberhaupts reagiert, richtete sich der achtundzwanzigjährige Silverback, der bis dahin mit dem Rücken zu uns saß und gegessen hatte, in unsere Richtung und stellte seine ca. 200Kg auf den Vorderbeinen ab. Ich stand ihm direkt gegenüber. Zunächst machte er nichts mehr und guckte in der Gegend herum. Wir entspannten uns, ermutigt durch die Ranger und alle machten Fotos mit dem Silverback im Hintergrund. Wenig später beschloss der Chefgorilla dann aber doch, sich in Bewegung zu setzen. Er kam auf mich zu, um genau zu sein steuerte er auf meine rechte Seite zu. Nun wurde ich etwas nervös, muss ich gestehen. Doch wie auch dem hier hochgeladenen Video zu entnehmen ist, mahnte mich der Ranger dazu, einfach stehen zu bleiben. Genau das tat ich. Naja, zumindest so lange, bis mich der Gorilla mit seiner Faust wegschubste… Kurz bevor er neben mir war, beschleunigte er und verpasste mir dann einen Knuffie auf den Oberschenkel. Etwas erstaunt über das alles stolperte ich zur Seite. Der Gorilla war an mir vorbeigelaufen und ich muss irgendwie im Weg gestanden haben. Wir waren allerdings alle ein wenig erschrocken und beunruhigt über diesen Kontakt. Ich hatte auch das Gefühl, der Silverback hätte beim Näherkommen grimmiger und gefährlicher geguckt, als zuvor. Im Gegensatz zu uns jedoch waren die Ranger, die übrigens lediglich mit einer Machete und einem Funkgerät bewaffnet waren, wenig überrascht. Ich solle das nicht persönlich nehmen, der Silverback sei nur sauer, dass die Familienmitglieder nicht auf ihn gehört haben und überhaupt, er mache sich nur einen Spaß. Naja, wie auch immer. Ich war ganz froh darüber, dass er an diesem Tag höchstens noch mit anderen Affen Spaß gemacht hat…



Der krönende Abschluss war dann, als sich ein Babygorilla in unserer nächsten Nähe auf seinen Hintern setzte und zuerst auf der Brust rumtrommelte, bevor er dann vergnügt in die Hände klatschte. Dann war die Zeit vorbei, die Stunde bei Familie Gorilla (um genau zu sein Familie Rushegura) war vorüber und wenn auch der physische Abstand zu den Tieren nicht genau eingehalten wird, die festgelegte Zeit lassen die Ranger nicht überschreiten. 



Auch wenn es komisch klingen mag, aber die 500 Dollar für die Stunde Affengucken haben sich wirklich gelohnt und ich denke der Lonley Planet hat recht, wenn er schreibt: „Coming face to face with mountain gorillas is one of life´s great experiences.“ 


Mittwoch, 16. Februar 2011

Segeln in Kampala


In Nairobi schon hatte ich Rob und Mar wiedergetroffen, ein irisches Pärchen, das ich noch von dem Grenzübergang Ägypten/ Sudan kenne. Auf dem Campingplatz in Nairobi hat Rob mich auf meine Tasche angesprochen, auf der irgendwas von einer Segelmesse aufgedruckt ist. Wir kamen darauf, dass wir beide mal ernsthafter gesegelt sind, er 49er, ich 470er. Nach einigen Minuten „Kennste den und den und warste mal da und da“ erzählte Rob, dass er vor hat, in Uganda die Laser Meisterschaft auf dem Victoriasee mitzusegeln. Er fragte mich, ob ich auch Lust hätte. Hatte ich natürlich. Nun findet sie allerdings erst im März statt und so viel Zeit zu warten haben wir beide nicht. Aber Rob organisierte, dass wir ein Wochenende auf dem Victoriasee segeln gehen können, im Austausch dafür, dass wir ein paar Schüler/innen des Clubs etwas Segeln beibringen. Ich freute mich also auf ein nettes Wochenende am See.

Schon bevor ich nach Uganda gefahren war, hatte ich über Flo, mit dem ich studiert habe und der mal in Kampala gelebt hat, eine Bleibe gefunden. Flos gute Freundin Monika und ihre Mitbewohnerin Diana (ich weiß, ganz schön viele Namen in diesem Text…) haben mich in ihrem Haus aufgenommen. Diese Bleibe ist wirklich eine der fürstlichsten, in denen ich auf der Reise untergekommen bin. Monika und Diana leben in einem wirklich schönen Haus mit Garten, Balkon, Terasse und allem drum und dran auf einem Hügel in einem netten Stadtteil Kampalas. Ich hatte mein eigenes Zimmer und Bad und ein riesen Bett. Sogar meine Wäsche wurde gewaschen und als ich morgens aufwachte, traute ich meinen Augen nicht: Der Guard hatte mein Auto gewaschen, es war kaum wiederzuerkennen. Kurz nach meiner Ankunft erklärte mir Monika, dass sie leider am Wochenende nicht so viel Zeit für mich hätten, sie würden einen Segelkurs auf dem Lake Victora machen… Ach nee, sag bloß, vielleicht auf Lasern? Ja, na dann bin ich wohl der Segellehrer dazu. Manchmal gibt´s echt Zufälle (wenn es die denn überhaupt gibt, Henna;) ).

Blick über Kampala von Monikas und Dianas Garten aus


So waren wir also Samstag und Sonntag auf dem Victoriasee und genossen das Wochenende (naja, die Schülerinnen nicht immer zu hundert Prozent ;) ). Mir hat es jedenfalls riesig gefallen und ich danke allen dafür, die das möglich gemacht haben! Vor allem danke ich aber auch Monika und Diana, die mich so herzlich aufgenommen haben und bei denen ich mal einen entspannten Stadtaufenthalt haben konnte!!! Im Gegensatz zu den Stopps in anderen Großstädten konnte ich in Kampala mal etwas mehr chillen und bin nicht nur von A nach B gehezt.

Freitag, 11. Februar 2011

Die zweiten Fälle in Uganda


Aufgrund der kleinen Verspätung hervorgerufen durch die Internetbeschaffung in Lira, kamen wir etwas spät im Murchison Falls Nationalpark an. Was wir bis dahin nicht wussten, war, dass wir vom Gate bis zu unserer Campsite im Park noch mal 95km hinter uns legen müssen (auf schlechten "Straßen", versteht sich). Nun ja, da wir jedoch am nächsten Morgen um 9h eine Bootstour zu den Wasserfällen machen wollten, blieb uns nicht viel übrig. Wir fuhren also in den Park, dem Sonnenuntergang entgegen. Leider verschwieg der Ranger, der uns den Weg erklären sollte, die Hälfte desselben. Seiner Aussage nach waren es nur 60km. Wir bemühten uns also zügig durch den Park zu kommen und passierten auf dem Weg auch einige echt schöne Landschaftsabschnitte und eine Reihe von Tieren (Impalas, Warzenscheinfamilien, Wasserböcke und später sogar Giraffen). Sechzig Kilometer später kamen wir an eine Kreuzung und ich rief den Ranger über mein Handy an: Er nuschelte etwas von 5km nach links. Naja, es waren 35km, wie sich herausstellte. Natürlich ging auch mein Guthaben genau dann zur Neige, als ich ihn nochmals anrufen wollte, um zu fragen, warum nach den 5km kein Camp kommt. Kurzfristig machte ich mich schon mit dem Gedanken vertraut, im Auto und nicht wie sonst auf dem Dach zu schlafen. Denn auf Besuch von den größeren Bewohnern des Nationalparks (es gibt dort Löwen, Elefanten und Nilpferde) konnte ich verzichten. Letztendlich erreichten wir dann aber das Camp und bekamen auch noch ein paar Stunden Schlaf.

Den Park selbst habe ich sehr genossen. Schon auf der Suche nach unserem Camp passierten wir wirklich schöne savannenartige Abschnitte und  erlebten einen wunderschönen Sonnenuntergang. Zum gleichen Zeitpunkt  fuhren wir gerade an brennenden Feldern vorbei. Da die Tiere im Nationalpark einen gesegneten Appetit haben (Elefanten verspeisen mehrere Tonnen Grass täglich), legen die Ranger Feuer, um Platz zu machen, für neu wachsendes Gras. Aus irgendwelchen Gründen fühlen sich eine Vielzahl von Vögeln davon angelockt und sitzen dann neben dem Feuer auf den Wegen, die wir benutzen wollen. Wirklich ein beeindruckendes Bild.


Ebenso beeindruckend war die Nilfahrt am nächsten Morgen, bei der wir Nilpferde, Krokodile, ein paar Elefanten, eine Reihe von Vögeln und die Wasserfälle aus nächster Nähe betrachten konnten. Ich habe es auch sehr genossen, mal wieder auf dem Wasser, noch dazu auf einem schnellen Motorboot zu sein. Nach der Bootstour nahmen wir uns einen Ranger und fuhren noch eine Weile auf Gamedrive (Safari), wo wir dann Elefanten, Büffelherden, verschiedene Giraffen, Warzenschweine und Nilpferde angucken durften, von denen die Hälfte auch uns verdutzt anguckte. Als hätten wir es nicht besser timen können, waren wir mit alledem fertig und konnten gerade noch zu dem oberen Teil der Fälle fahren, als die Zeit unseres 24-Stundentickts abgelaufen war. 

Strom gegen Internet


Ich weiß nicht genau, ob es an mir liegt oder an der besch… Stromversorgung in Uganda. Jedenfalls immer, wenn ich ins Internet gehen will, gibt es entweder keinen Strom oder es dauert nur wenige Minuten bis der Strom ausfällt. So auch geschehen, als wir aus Lira Richtung Murchison Falls Nationalpark aufbrechen wollten. Ich wollte noch schnell ein paar Mails abschicken und den letzten Internettext einstellen, aber es gab mal wieder keinen Strom. Da wir es etwas eilig hatten und nach dem Mittagessen immer noch kein Strom da war, bot ich dem Betreiber des Internetcafés an, sein Modem an meine Steckdose im Auto anzuschließen, so dass ich ins Internet komme. Gesagt, getan, Naja… natürlich dauerte es seine Zeit, aber hey, wir waren ja schließlich immer noch in Afrika…

Montag, 7. Februar 2011

Fortsetzung...


Gestern und heute ging es dann gleich weitern in Sachen Wahlkampferfahrungen: Als wir gestern kurz in Soroti, einer kleinen Stadt im Herzen Ugandas, Stopp machten, fanden wir die ganze Stadt in die gelben Farben der NRM gehüllt. Die Stadt machte einen aufgeregten Eindruck und jede/r Dritte lief mit einem T-Shirt der Partei durch die Gegend. Auf Nachfragen hin erfuhr ich, dass sich Museveni selbst in der Stadt für den Nachmittag angekündigt hat. Und siehe da, als wir unsere Besorgungen gemacht hatten und aus der Stadt fuhren, wurden wir Zeuge einer Militärparade, wie ich sie am Abend zuvor im Fernsehen gesehen hatte. Auf einem großen Platz waren einige Hundert Soldaten angetreten und salutierten gerade, als wir vorbeifuhren. Der Präsident muss auch da irgendwo herumgelungert haben. Fotos haben wir besser nicht gemacht. Ich hatte keine Lust auf Diskussionen oder sogar Ärger mit den Soldaten, die zur Sicherung der Veranstaltung abgestellt waren. Und da wir für einige Sekunden mit unserem Konvoi der Parade die Show stahlen, hätten wir wohl auch nicht unbemerkt Fotos machen können.

Auf dem Weg in den Murchison Falls Nationalpark mussten wir noch einen Stopp in einer Stadt namens Lira machen. Hier sahen wir dann auch Demonstrationszüge von Anhängern anderer Bewerber auf das Präsidentenamt. Für mich ist es neu, in einer Autokratie zu sein, kurz bevor Wahlen abgehalten werden. Mich wundert es schon, wie rei und unbehelligt die verschiedensten Gruppierungen häufig am Tag durch die Straßen ziehen und auf Wähler/innenfang gehen. Meist lassen sie sich hier auch durch Autos mit aufmontierten Lautsprechern unterstützen.

In Lira angekommen wussten wir nicht ganz, wo wir kampieren sollen. Zunächst fuhren wir zum teuersten Hotel in der Stadt, um Informationen über den Nationalpark einzuholen. Dort wusste mal wieder niemand etwas über den Park – warum auch… Dafür erlaubte man uns jedoch kostenfrei auf dem Hotelparkplatz zu campen. So stellte ich mein Dachzelt also dort auf, zu der Verwunderung der Hotelgäste, die wohl allesamt sehr betucht sein dürften. Neben einigen anderen Fahrzeugen erkannte ich unter den Hotelgästen Mitglieder der Armee und der EU-Beobachtermission für die Wahlen. Am nächsten Morgen kletterte ich, noch in Boxershorts und mit verwuschelten Haaren, aus meinem Dachzelt, als ein Mann auf mich zukam und mich nach meiner Reise fragte. Hätte ich schon zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass ich mit Chris, dem ehemaligen Minister für Sicherheit  (!!!) spreche, ich hätte mir schneller meine Hose angezogen. Jedenfalls plauderten wir eine Weile und es stellte sich heraus, dass Chris für den Präsidenten auf Wahlkampftour ist. Er fragte mich nach meinen weiteren Plänen in Uganda und rief schnell seinen Neffen dazu, der im Tourismusgeschäft ist und sich für mich telefonisch nach Tickets fürs Gorilla-Tracking erkundigte. Nun habe ich also den Präsidenten und seinen ehemaligen Minister für Sicherheit getroffen. Mal sehen, wen ich noch so alles treffe…

Sonntag, 6. Februar 2011

Uganda vor den Wahlen


Während des Abendessens lief im Fernsehen, aufgrund der schlechten Übertragung kaum verständlich, eine Dokumentation (wenn man es so nennen darf) über den ugandischen Herrscher Museveni und seine Errungenschaften. In wenigen Tagen sollen hier ein neues Parlament und ein neuer Präsident gewählt werden. Die „Dokumentation“ lief im staatlichen Fernsehen und zeigte die ersten zwanzig Minuten fast ausschließlich Interviews des Präsidenten, von seiner Machtübernahme 1986 bis heute und das ugandische Militär.

Politiker (aller Parteien) kleben ihre Werbeplakate auf alles, was sie finden könen (in diesem Fall auf das Schild einer Grundschule in the middle of nowhere)


Dabei wurde die freundliche Frauenstimme nicht müde zu betonen, was der Präsident und das Militär alles Gute für das Land und die Demokratie getan hätten. Sehr unterhaltsam! Als ich mich in der Lehmhütte, in der wir aßen umsah, entdeckte ich ein Plakat eines Gegenkandidaten des Präsidenten. Mir konnte zwar niemand sagen, wofür die Kürzel der Partei des Gegenkandidaten stehen, aber einer der Besucher des Restaurants hatte ein Wahlwerbe T-Shirt dieses Kandidaten an und unterstützt ihn, wie er mir versicherte. Auf Nachfragen erklärte er, die Wahlen würden wohl schon frei und fair verlaufen. Es könne aber auch sein, dass die Gewinner am Ende die Verlierer seien (???). Naja, wie auch immer, ich fand es jedenfalls interessant Menschen zu sehen, die sich offen für einen Gegenkandidaten des Präsidenten aussprechen, inmitten anderer, die den Präsidenten und sein National Resistance Movement unterstützen.

Die Frau, die uns mittags das "Bier" verkauft hat in einem T-Shirt mit dem Kontafei des Präsidenten

Sipi Falls


Die Sipi Wasserfälle sind wirklich einen Besuch wert. Am Rande der ugandischen Zivilisation (jedenfalls scheint es so, weil hier die Asphaltstraßen beginnen und alle Touris, die ich treffe, nur bis hier her kommen) liegen die drei nicht sonderlich großen bzw. breiten, dafür aber sehr schön gelegenen Wasserfälle. Wir haben sie innerhalb einiger Stunden erwandert, beginnend vom größten, den wir nur aus der Ferne sahen, über den kleinsten bis hin zum mittleren Wasserfall. Unter den letzteren beiden haben wir eine ausgiebige Dusche genommen. Endlich mal wieder Wasserdruck von einer Dusche in Afrika. Manchmal mehr, als mir lieb war. Darüber hinaus bot die Tour noch ein Bad im Fluss, eine antike Höhle und zum Abschluss ein lokal gebrautes Maisbier, warm wohlgemerkt. Das war eher nicht so mein Ding: Ich finde ja, Bier sollte kalt und einigermaßen flüssig sein und nicht so aussehen, als sei es schon mal verdaut worden. Aber wem´s schmeckt…

Am Abend waren wir dann noch auf dem unserem Camp angeschlossenen Plateau, wo wir den  Sonnenuntergang bestaunt haben. Es ist wirklich malerisch, wie sich hier die Berge, die Wasserfälle und ziemlich abrupt das Tal aneinanderreihen. Vor allem die Farben sind atemberaubend. Nach dem Sonnenuntergang sind wir noch ins Dorf gelaufen, wo wir schon am Tag zuvor für umgerechnet 1€ lecker in einem Hinterhof zu Abend gegessen hatten. Sehr angenehm, dass wir zwar die einzigen Ausländer in der Nachbarschaft waren, trotzdem aber nicht wie ein Magnet für die Augen der Locals wirkten. Wir aßen neben den Einheimischen, ohne besondere Beachtung zu erfahren.