Mittwoch, 30. März 2011

Willkommen im Herzen des Rassismus???


Bei Abfahrt aus Bulawayo war ich noch guter Dinge. Ein schöner Morgen, mit strahlendem Sonnenschein. Das sollte sich bald ändern. Nicht das Wetter, aber mein Gemütszustand. Die Polizisten an diesem Tag gaben sich alle Mühe, das zu erreichen. Noch in Simbabwe versuchten sie mir unzählige Male irgendetwas Fadenscheiniges anzuhängen, um mich auszunehmen. Mal war es etwas an meinem Reifen, mal ein Schild, das ich übersehen hätte, obwohl es gar nicht da ist. Jedes Mal also diskutieren und gute Miene zum bösen Spiel zeigen, um dann jedes Mal weiterfahren zu dürfen. Denn zur Polizeistation fahren und mit dem jeweiligen Boss reden, darauf hatte keiner von ihnen Lust. Ich hatte allmählich genug von Simbabwe und seinen Polizisten und wollte nach Südafrika.

Wie mir schon berichtet wurde, war der Grenzübergang an der Breitbridge etwas nervig. Alle unfreundlich, keiner kompetent und das auf beiden Seiten der Grenze. Dafür ging es schneller als von vielen Reisenden angekündigt. Kurz nachdem ich die Grenze zu Südafrika überquert hatte, las ich zwei Hitchhiker auf: Ein weißes Pärchen aus Jo-Burg, das auf der Heimreise war. Zwei etwas unangenehme, wenn auch völlig harmlose Gestalten, wie ich bald feststellte. Ich machte gleich klar, dass, wenn wir angehalten werden, weil ich nur einen Sitz habe, sie zahlen müssten. Sie nickten nur. Wenige Kilometer später hielt uns ein Polizist an, der mir erklärte, ich dürfe so nicht fahren. Ich wandte mich an die beiden Mitfahrer und sagte ihnen, dass das nun ihr Problem sei. So leicht war es aber nicht, denn der Bulle wollte umgerechnet mehr als 150€ haben und die beiden hatten exakt gar nichts. Als Alternative stellte der Bulle mir eine Nacht Knast in Aussicht. Na toll. Ich konnte mir zwar schon denken, dass es nicht so weit kommt, aber angenehm ist es trotzdem nicht. Meine Ankunft im wunderschönen Land Südafrika, dem letzten auf der Reise, hatte ich mir anders vorgestellt.

Der weiße Südafrikaner redete einige Male vergebens auf den Bullen ein, so dass ich es dann mal versuchte. Immerhin hatte es am selben Tag schon so einige Male geklappt. Ich erklärte ihm, dass ich den beiden einen Gefallen tun wollte und nichts Böses vorhatte und dass er uns doch nun insofern einen Gefallen tun könnte, als dass er das Ticket auf meinen Mitfahrer ausstellt, der es dann später begleicht (ich kann es als Ausländer naturgemäß nur sofort bezahlen). Der Bulle schaltete aber auf stur und blieb arrogant und herablassend. Dann setzte er noch einen drauf und meinte, ich wolle ihn belehren und würde das nur machen, weil ich weiß und er schwarz sei. Er fing an laut zu werden und faselte ununterbrochen etwas von Rassismus und dass ich ja ohnehin sehr jung sei. Wenn er wollte, könnte er mich für eine Woche einsperren. Mir solle klar werden, dass er die Macht und das Recht dazu hätte, über mich zu verfügen. Im Endeffekt musste ich mich entschuldigen und mir noch mehrere aneinandergereihte Monologe seiner kranken Ideologie anhören. Irgendwann, als er langsam nach Hause wollte, bot er dann an, natürlich durch die Blume, sich bestechen zu lassen. Ich gab ihm, wie der weiße Südafrikaner mir empfahl, umgerechnet 16€, wünschte ihm in Gedanken die Cholera an den Hals und dann konnte es endlich weitergehen.

Die Krönung kam, als ich die beiden Mitfahrer absetzte. Ihr Freund sollte eigentlich die Schulden begleichen, doch der hatte auch kaum etwas. Zunächst wollte mir dieser etwas unfreundliche Zeitgenosse sogar noch erklären, dass der Bulle uns wegen etwas ganz anderem angehalten hätte. Mein Auto sei auf den Straßen Südafrikas nicht zugelassen, ich solle also froh sein, dass ich nicht in den Knast gewandert bin und überhaupt seien die Beiden gar nicht schuld. Diesen Zahn zog ich ihm schnell. Dass ich seinen Freunden helfen wollte, dafür diskriminiert wurde und blechen musste, konnte auch er bald nicht mehr leugnen. Aber genauso schnell wurde mir bewusst, dass ich an eine Gruppe Pleitegeier geraten war. Denn im Anschluss an diesen Vortrag kam die „Ich bin so arm Nummer“, in der er mir sein letztes Geld anbot. Umgerechnet zwei Euro davon nahm ich auch, bevor ich mich wieder auf den Weg machte. Auf die Frage hin, ob es hier eine günstige Campingmöglichkeit gebe, schlug er mir eine Campsite für 10€ vor. Ich erwähnte, dass im Reiseführer eine für 6€ sei. Das stimmt, die sei aber nur für Schwarze. Aha. Hoffentlich geht das nicht so weiter. Und wenn, dann sollen die Südafrikaner/innen ihren Rassismus unter sich ausmachen und mich da raus lassen!

Vic Falls und Bulawayo


Nachdem ich an den Victoria Falls angekommen war, checkte ich für die erste Nacht bei einem Backpacker Hostel als Camper ein, wo ich zwei Schwedinnen kennenlernte. Sie sind Journalistinnen, und haben eine ähnliche Route wie ich hinter sich. Allerdings sind sie mit dem Rucksack bzw. Flugzeug und dafür etwas zügiger unterwegs. Mittlerweile haben sie sich schon für ein paar Monate in Namibia niedergelassen, von wo aus sie arbeiten. Zu Dritt machten wir uns am nächsten Morgen auf zu den Fällen.


 “Victoria Falls is the largest, most beautiful and majestic waterfall on the planet, and is the Seventh Natural Wonder of the World as well as being a Unesco World Heritage Site. A trip to Southern Africa would not be complete without visiting this unforgettable place.” Eine Million Liter Wasser fallen an ihnen pro Sekunde die 108 Meter herunter auf einer Länge von 1,7 Km.


 Zurzeit hat der Zambezi, der zu den Fällen gehörende Fluss, eine Menge Wasser, es ist Regenzeit. Daher hat man an manchen Stellen bei der Besichtigung einige Probleme, die Fälle in ihrem ganzen Ausmaß zu sehen. Denn die Gischt sprüht dermaßen weit wieder hoch, dass man sprichwörtlich im Regen steht und kaum noch etwas sieht. Man wird so dermaßen nass, dass es nicht mehr nur so wirkt, als hätte man einen Regenschauer abbekommen, sondern als sei man in einen See gefallen. Aber das hat auch etwas. Wir pirschten uns step by step von einem Aussichtspunkt zum nächsten und waren stets von neuem von der starken Gischt überrascht. Deutlich beeindruckender war jedoch, was wir von den Fällen trotz Gischt zu sehen bekamen. Sie sind wirklich ein Weltwunder!


 Am gleichen Abend fuhren wir dann, begleitet von einem Local, zu einem Fußballspiel, bei dem zwei lokale Teams gegeneinander antraten. Cowboy, so nennt sich der lustige Typ (er trägt auch immer einen Cowboyhut), der uns den Abend vorher schon begleitet hatte, sorgte dafür, dass uns die meisten anderen Locals, von denen eine nicht unerhebliche Zahl einen im Tee hatte, in Ruhe ließen. Naja, den Schwedinnen wurde schon so einige Male ein Antrag mit Bierfahne gemacht… Das Spiel war recht interessant und endete mit einem Elfmeterschießen. Dabei standen die Zuschauer/innen direkt neben den Schützen bzw. Torwärtern, an einer gedachten Linie entlang der Pfosten. Ich hätte bei dieser Zuschauermenge und –nähe wohl danebengeschossen. Diese Jungs trafen aber immer, bis auf einer, der drüber schoss. Die darauffolgende Begeisterung unter den Fans war groß und sie begannen, die Mitglieder des Teams in die Luft zu werfen. Weniger groß war jedoch die Begeisterung der vegetarischen Schwedinnen, als die jubelnde Menge auch ein völlig verängstigtes Schaf in die  Luft schleuderte, das das Siegerteam gewonnen hatte.

Später am Abend fuhr ich dann zu der Couchsurferfamilie, die mich für diese Nacht beherbergte (Am Tag davor waren sie nicht zuhause.). Es ist eine simbabwische Familie, mit einem riesen Anwesen auf dem ein sehr schönes Haus steht. Nach dem Abendessen unterhielten wir uns noch bis spät in die Nacht über Simbabwes Situation und ich bekam einige sehr interessante Einsichten in das Leben und die Politik im Land.


Bulawayo

Am darauffolgenden Morgen fuhr ich, mit den beiden Schwedinnen auf dem Beifahrersitz, nach Bulawayo, der zweitgrößten Stadt Simbabwes. Auch hier beherbergte mich eine Couchsurferfamilie. Er ist Simbabwer und Musiker von Beruf und sie ist Kanadierin und Küstlerin. Sie haben eine kleine Tochter, die sie aber zu den Großeltern ausquartiert haben, um mich zu beherbergen. Ihre Wohnung hätte man genauso, wie sie in Bulawayo steht, auch in Berlin Friedrichshain finden können. Die Wände waren selbst bemalt und teilweise mit Lebensphilosophien beschrieben, eine Menge Kunst und eine Vielzahl von einfallsreichen Postkarten hingen an der Wand, wie es sie oft in Bars zum mitnehmen gibt.

Abends nahmen sie mich mit auf ein Bier mit Freunden. Es sollte die bunt gemischteste und internationalste Bierrunde werden, die ich auf der Reise bisher erlebt habe. Und das will etwas heißen. Neben mir und den beiden Couchsurfern, waren da noch die beiden Schwedinnen, eine Französin, die für das staatliche Kulturinstitut arbeitet, ein katholischer Priester aus Polen mit Dreadlocks, der dafür sorgte, dass nie ein Glass der am Tische Sitzenden leer war, zwei katholische Priester aus Indonesien und eine Britin, die auch irgendeiner Tätigkeit in Simbabwe nachgeht. Es wurde ein langer Abend.

Montag, 28. März 2011

Das hatte ich mir anders vorgestellt


Simbabwe ist, nach allem, was ich in vier Tagen sehen und erleben konnte, ganz anders, als ich es erwartet hatte. Meine Vorstellung war auf ein bitterarmes Land zu treffen, in dem, überspitz gesagt, neben wenigen steinreichen Leuten, der Rest der Bevölkerung Hunger leidet. Außerdem hatte ich viel Chaos und Durcheinander erwartet, gerade nach Simbabwes jüngster Vergangenheit. Hatte doch die Hyperinflation die Wirtschaft zum Zusammenbruch gebracht und die Regierung gezwungen, den US Dollar einzuführen. Außerdem schockte die Krankheit Cholera das Land vor einigen Jahren und riss ca. 40.000 Menschen in den Tot. Ich erinnere mich noch gut, dass wir damals bei Oxfam Nothilfeprojekte in Simbabwe unterstützten. Ich entschied mich aber für die Fahrt durch das Land, weil ich auch von allen Reisenden gehört hatte, dass Simbabwe mittlerweile wieder sehr sicher ist, Diesel auch wieder allgemein verfügbar ist und die Menschen überaus freundlich sind. Außerdem sei es unbeschreiblich schön und weniger touristisch als viele andere Routen in der Gegend.

Zunächst überraschte mich der simbabwische Grenzposten. Alles ging sehr geordnet, fast preußisch zu und die Beamt/innen begegneten mir in sehr gutem Englisch (Einreise: 30 USD ich, 25 USD irgendwelche Gebühr fürs Auto). Doch nicht nur das, hier wollten sie plötzlich, zum ersten Mal auf der Reise, alle Dokumente sehen. Da wir in Äthiopien bei dem Kauf der Versicherungskarte nicht alle der Länder auf die Karte gedruckt bekamen, durch die ich jetzt reise (nur Gott weiß warum), half mir Holgers Freundin später, sie etwas… sagen wir, zu modifizieren. Zwar merkte das hier, wie auch sonst schon, niemand. Was jedoch völlig neu ist: Plötzlich wollten sie auch den Fahrzeugschein sehen.

Nun ja, der wurde Henrik ja mit allen anderen Dokumenten in Äthiopien geklaut. Aber ich habe eine Kopie einer Bescheinigung der kenianischen Polizei über diesen Verlust. Ja, richtig ist auch, dass das gar nicht mein Auto, gar nicht mein Carnet de Passage (eine Art Zolldokument) ist. Ich bin nicht mal der Jenige, dem die Dokumente abhanden gekommen sind und dessen Name auf dem Verlustdokument steht. Dafür wiederum habe ich eine Vollmacht, ausgestellt vom ADAC, die mir erlaubt, dieses Fahrzeug zu fahren. Nachdem ich das also alles erklärt hatte (wie gesagt, normalerweise fragt eigenartiger Weise niemand danach), selbstverständlich in freundlichster Art und Weise und mit einem Sonntagslächeln, guckten die Polizist/innen noch etwas skeptisch, ließen mich dann aber doch passieren.

So machten wir uns auf den Weg Richtung Harare. Der ca. 240km lange Weg von der Grenze geht eher durchs Niemandsland. Ungewohnte Leere und wenn Dörfer, dann ungewohnt ordentlich und gepflegt. Morgens noch hatte ich am Auto festgestellt, dass aus meinem Differenzial etwas Flüssigkeit ausgetreten war und, dass der Schlauch, der für die Luftkühlung des Tanks zuständig sein muss, etwas unmotiviert in der Gegend rumhängt. Ich beschloss, das in Harare checken und ggf. reparieren zu lassen. Doch dazu kam es nicht. Auf dem Weg nahm ich zwei Hitchhiker mit, die auch nach Harare mussten und von denen sich einer, ein Mechaniker, bei unserer Mittagspause schnell unters Auto legte und nachsah. Das Differenzial ist noch voll und der Schlauch wieder fest. Perfekt.


In Harare verbrachten wir dann einen Tag und zwei Nächte. Im Gegensatz zu anderen afrikanischen Großstädten und auch im Gegensatz zu meinen Erwartungen, ist Harare wirklich ganz hübsch. Die alten Häuser im Kolonialstil, neben neuen verspiegelten Bürogebäuden, Einkaufscentren und älteren Kirchen, geben ein schönes Stadtbild ab. Alles ist asphaltiert, was übrigens für fast alle auch nur ansatzweise wichtigen Straßen in Simbabwe gilt. Es fielen mir vermehrt Menschen mit heller Hautfarbe auf, die weniger Tourist/innen, als hier zuhause zu sein scheinen. Einer von ihnen half uns bei der Planung der nächsten Tage.

Wir wollten zu den Victoria Wasserfällen. Aber nicht auf den Hauptstraßen, sondern über die Straßen am, wie wir gehört haben, wunderschönen Lake Kariba. Allerdings wurden wir zuvor oft gewarnt. Es sei Regensaison und die Straßen dort (keine vielbefahrende Gegend, ergo kein Asphalt) könnten schwer befahrbar sein. Ant, ein Simbabwer, der sich sehr gut auskennt und sein eigenes Tourguideunternehmen hat, klärte uns darüber auf, dass es sich um eine Gravel Road (Steinstraße) handelt und dass wir kein Schlamm zu erwarten hätten. Es sei lediglich stellenweise etwas holperig und überhaupt eben keine gute Straße. Was wir nicht genau fragten und er auch nicht so explizit erzählte war, dass es sich nicht wirklich lohnt, die Strecke zu fahren.

Nun, ich dachte, wir kämen ab und zu mal an den See und würden auch sonst eine wunderschöne Aussicht genießen können. Fehlanzeige. Die ersten zwei Tage verbrachten wir viel im Auto auf schlechten Pisten (wobei die ersten ca. 90 km von der Hauptstraße nach Karoi noch Tar sind), sahen den See nicht und bekamen praktisch keine schöne Aussicht geboten. Wir nahmen eine Menge Hitchhiker mit, meist Schüler/innen oder Nonnen und spielten sozusagen den lokalen Nahverkehrsservice. Am ersten Abend, kurz vor unserem geplanten Übernachtungsspot, kamen wir an eine völlig überspülte Straße. Auf dem Weg hatte es viel geregnet, wir waren durch das eine oder andere heftige Gewitter gefahren. Und nun standen wir da, die Straße überspült und ein Haufen Locals, die uns interessiert angafften. Nachdem ich es kurz zu Fuß probiert hatte und bis mehr als knietief ins Wasser gelaufen war, beschlossen wir, es erst mal nicht zu wagen. Was soll ich Henrik erzählen, wenn das Auto in Simbabwe den Fluss runtergespült wurde… Als wir noch so verdutzt dastanden und grübelten, kam ein Bus an, dessen Fahrer nach kurzer Inspektion meinte, der Fluss (bzw. die Überschwemmung der Straße) würde sich bald legen. Die Insassen des Busses, die meisten angetrunken, meinten, wir würden das mit unseren starken Autos schon schaffen. Ich wollte es aber nicht darauf ankommen lassen und beschloss, nachdem die Gesellschaft an diesem Ort nun auch nicht die netteste war und es schon dunkel wurde, umzukehren und in das kleine Dorf einen Kilometer zurück zu fahren. Dort übernachteten wir neben den Unterkünften der Lehrer/innen der hiesigen Grund- und Sekundarschule. Es war noch ein wirklich netter Abend, an dem wir mit den Lehrer/innen zusammensaßen, uns austauschten und das jeweils gekochte Essen gegenseitig probierten. Der nächste Morgen war wiederum etwas eigenartig. Nach dem Aufstehen besuchten wir noch kurz die zwei Schulen. Und obwohl wir ja schon angekündigt hatten, im Gegenzug für die Übernachtung eine Spende dazulassen, betonte die uns herumführende Lehrerin andauernd, welch desaströse (Lehr) Bedingungen hier herrschen. Das war auch nicht zu übersehen, aber es vier Mal in drei Sätzen zu erwähnen ist eventuell etwas zu viel.
Am gleichen Abend, nach einem sehr langen Fahrtag, landeten wir dann endlich das erste Mal an der Küste des Sees. Wirklich schön, gerade auch, weil wir in einem wunderschönen Resort unterkamen. Als wir gerade aufgrund der Preise dankend ablehnen wollten, schraubte die Besitzerin, etwas aus Mitleid, die Campinggebühren von 10US$ auf 5US$ runter (Masumu River Lodge). Das abendlich Bad im Pool und das kühle Bier halfen dann auch dabei, den sich ewig hinziehenden Fahrtag zu vergessen. Ich muss gestehen, nach sechs Monaten unterwegs werde ich allmählich etwas müde und  freue mich umso mehr darauf, Kapstadt in etwa einem Monat zu erreichen.


Am darauffolgenden Tag ging es dann endlich zu den Vic Falls, einem der sieben Naturweltwunder, die wir voller Erwartung gestern besucht haben. Auf dem Weg dorthin durfte der Nissan aber doch noch mal baden gehen. So hat sich Henriks Schnorcheleigenbau (Luftansaufgung nach oben verlegt) doch noch mindestens drei Mal bewährt…

Mittwoch, 23. März 2011

Ohne Sprit nach Mosambik

Vorgestern setzte ich morgens Daniel am Flughafen in Lilongwe ab und machte mich auf den Weg zur mosambikanischen Grenze. Um nach Simbabwe zu kommen muss von Malawi entweder Mosambik oder Sambia gekreuzt werden und ich hatte mich für Mosambik entschieden.

Noch in Lilongwe waren wir zwei mal tanken, einmal zehn und einmal sechs Liter Diesel. Das sollte mich eigentlich mindestens ca. 160km weit bringen. Leider blieb ich nach 90km, kurz nach Überquerung der malawisch-mosambikanischen Grenze liegen… Schon der Grenzübergang war kein Spaß: Die mosambikanischen Grenzer denen ich gegenüberstand sind an Arroganz, Unfreundlichkeit und Inkompetenz wahrscheinlich nur von ihren US-amerikanischen Kolleg/innen zu übertreffen. Obwohl ich nur für einen Tag in Mosambik war, musste ich trotzdem die gesamten Visa- und Versicherungsgebühren zahlen. Transitvisa gäbe es nur in der Botschaft. Und überhaupt sei das ja so ein Aufwand, dass sie mir jetzt ein Visum ausstellen müssen und ich noch keins habe. Nicht besonders glücklich verließ ich also nach einiger Zeit wieder den Grenzposten, nur um dann fünf Kilometer später mangels Diesel liegen zu bleiben.

Ich hatte die Knappheit zwar schon an der Anzeige im Armaturenbrett erkannt, dachte aber, da ist entweder etwas defekt oder sie zeigt mal wieder nichts an. Das tut sie immer, wenn nicht mehr viel drin ist. Diesmal war wirklich nichts mehr drin. Einer der beiden oder beide Tankwarte müssen mich also ordentlich verar… haben. Das war Daniel und mir schon einmal passiert, da hatten wir es aber noch auf der Tanke gemerkt und einfach weniger bezahlt. Diesmal waren wir erst spät dran und danach hatte ich anderes zu tun, als das Auto betankt wurde.


 Zum Glück waren ein paar Mosambikaner auf Fahrrädern sehr hilfsbereit und fuhren mit meinem Ersatzkanister und dem wenigen Geld, dass ich in lokaler Währung hatte, zur Grenze zurück, um die Kohle wieder in malawische Kwatscha zu tauschen und damit Diesel zu kaufen. Eine Ewigkeit später konnte es dann weitergehen. Allerdings nur, nachdem ich meinen kühnen Helfer noch mit meinem letzten Geld, ein bisschen Brot, Bananen und Tomatenmark bezahlt hatte. Der Diesel in meinem Tank brachte mich genau bis ins nächste Dorf. Dort war aber gerade Stromausfall, also musste ich warten. Denn es ist auch die letzte Tankmöglichkeit für die nächsten 230km. Dafür ist es allerdings günstig. Außerdem wurde ich kurze Zeit später mit einem echt beeindruckenden Sonnenuntergang belohnt, bei dem die Sonne hinter dem Gewitter hervorkam und am Horizont verschwand. Dieses Erlebnis wurde dann aber dadurch getrübt, dass ich einen Hund überfuhr, der hinter einer Kurve mitten auf der Straße stand, sich nicht rührte und erst im letzten Augenblick zu sehen war. Echt ein besch... Tag!

Sonntag, 20. März 2011

Lake Malawi


Von Tansania fuhren wir über den Norden des Malawisees in das kleine Land Malawi. Neben dem See soll es in Malawi noch einige andere schöne Ecken geben, für diese blieb uns aber leider keine Zeit. Dafür genossen wir die Schönheit der Strände des Malawisees von Nord nach Süd. 


 Zunächst ging es zu den Manchewe Wasserfällen, die im Norden Malawis einige hundert Meter über dem See liegen und die wir von unserem Camp aus zu Fuß erreichen konnten. Der Ausblick von den Fällen genau wie von unserem Camp aus, war wirklich beeindruckend. Eine regenwaldartige Landschaft, die sich um den Malawisee schlingt. Im Anschluss ging es in das kleine Dörfchen Livingstonia, das von Missionaren nach einem Entdecker benannt wurde. Nachdem wir hier kurz auf den Kirchturm gestiegen waren, um auch dort noch einmal die Aussicht zu genießen, ging es wieder zurück Richtung See. Jorge und Yolanda, das spanische Pärchen im Landcruiser, schlugen vor, eine andere Strecke zurück als vom See zu nehmen. Sie sei off-road aber wohl sehr schön. Nach einigen Kilometern auf dieser Strecke wurde uns klar, was die über 40.000€ Wertunterschied zwischen ihrem und unserem Auto bedeuten. Sie fuhren mit einer ganz anderen Geschwindigkeit und dabei noch völlig entspannt die Piste entlang, während unser Nissan und wir uns Mühe geben mussten, sie nie zu lange auf uns warten zu lassen.



An diesem Abend schafften wir es nicht mehr bis zum See zurück und schlugen unsere Zelte in Mzuzu, genauer im Mzoozoozoo auf. Das ist eine Art Backpackerhostel, von dem ich schon auf Holgers Seite gelesen hatte. Auch wir konnten uns ein Lächeln nicht verkneifen, als wir die drei vom Leben gekennzeichneten, leicht angeheiterten und dabei eigentlich verkaterten Engländer auf der Terrasse des Hostels antrafen. Sehr entspannte und lustige Leute. An dem Abend sollten wir noch lange und interessante Gespräche haben und ein paar Tipps für die Fahrt durch Simbabwe gab es auch.



Den nächsten Abend verbrachten wir dann am Kande Beach, einem weiteren sehr schönen Fleckchen Erde am Malawisee. Bevor Daniel abreist hatten wir noch zwei Tage Totalentspannung am See geplant und Monkey Bay bzw. Cape Mac Clear sollte dafür der perfekte Ort sein. Wir setzten uns also einen ganzen Tag ins Auto, um dann zwei Tage kaum einen Finger zu rühren. Das Wetter spielte auch mit, denn es regnete (und gewitterte) immer nur nachts. Tagsüber bot sich eine hammer Aussicht über den See und die vorgelagerten Inseln. Heute ging es dann nach Lilongwe, wo wir von Jeffrey, einem Couchsurfer aus den USA beherbergt werden. Morgen fliegt Daniel wieder zurück und für mich geht es weiter (nach kurzem Transit durch Mosambik) nach Simbabwe.

Mittwoch, 16. März 2011

Busted


Bisher waren Radargeräte auf der Reise, mit denen die Polizei die Geschwindigkeit im Straßenverkehr überwacht, eher selten. Doch in Tansania, gerade nahe der Hauptstadt Dar es Salam, nahmen solche Kontrollen enorm zu. Auf dem Weg in die Stadt wurden wir mehrere Male am gleichen Tag angehalten, kamen aber immer wieder davon. Ich erklärte meist ganz freundlich, dass es nicht ich gewesen sei, der zu schnell war, sondern das Fahrzeug vor mir, das mich genau am Ortseingangsschild überholte. Einmal stimmte das auch… Sie fragten dann jedes Mal nach meinem internationalen Führerschein, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ich diesen nicht habe. Nach einigem hin und her ging es dann immer weiter ohne Bezahlung.

Nicht so kurz vor der Grenze zu Malawi, mitten im Nirgendwo. Diese Situation hätte nur zu gut auch in Deutschland passieren können: Eine 30er-Zone in einer Kurve und genau wenn Mensch aus der Kurve kommt, erscheint da das Polizeimännchen mit der Kelle. Ich war mit 55km/h nun mal zu schnell und sie hatten es gemessen. Diesmal brachte die Geschichte von dem fiktiven blauen Pick-up, der mich überholt haben sollte, nichts. Ich musste zahlen. Vorher wollte ich aber eine Tabelle sehen, sonst erzählt mir der ehrenwerte Beamte noch etwas vom Pferd. Genau das wollte er auch. Ich sollte umgerechnet 20€ zahlen. Als ich dann in ihren „Busgeldkatalog“ guckte, stellte ich fest, dass jede Ordnungswidrigkeit (egal wie viel zu schnell) 10€ kostet. Und wieso soll ich nun 20€ zahlen? Na, weil ich zwei Ordnungswidrigkeiten begangen hätte: Das Schild ignorieren und zu schnell fahren. J Dem Polizisten wurde auch schnell klar, dass das nicht klappen würde und er schraubte den Preis um 50% runter. Aber, dass ich eine Quittung haben will, ist ja wohl klar. Noch mal Zähneknirschen, aber auch die bekam ich. Keine Ahnung, wo das Geld letztendlich nun gelandet ist, aber vielleicht ja wirklich in der Staatskasse und nicht in seiner Tasche.

Auf der malawischen Seite direkt nach der Grenze waren Polizeikontrollen zu meiner Überraschung wieder mehr an der Tagesordnung. Hier wollen sie meist die Versicherung und den Führerschein sehen. Und die Reflektorenaufkleber, die hinten rot und vorn weiß auf der Stoßstange angebracht, in Malawi Pflicht sind. Wir wussten das eigentlich und waren an der Grenze schlichtweg zu faul, sie zu besorgen. Im nächsten großen Ort sind sie bestimmt billiger… Zusammen mit den Spaniern, die wir in Tansania wiedergetroffen hatten, gerieten wir also in eine Kontrolle, in der uns der Beamte sehr höflich erklärte, dass wir eine Strafe zahlen müssten, weil die Aufkleber fehlen. Nein, nein, an der Grenze waren die doch ausgegangen und auf Nachfrage hieß es, bis zum nächsten größeren Ort dürften wir auch so fahren. Erstaunlicherweise erzählten die Spanier exakt die gleiche Geschichte, ohne, dass wir uns abgesprochen hätten. So einfach war es aber trotzdem nicht. Wir mussten aussteigen und mit den Polizisten eine gefühlte Ewigkeit diskutieren. Immer wieder erzählten wir das gleiche und irgendwann ließen sie uns entnervt gehen. Hier hatten wir den längeren Atem bewiesen…